Christian Ehrhoff – Das Interview

Mark Thiel: Nach fünf Jahren ohne Eishockey hast du dich entschlossen, die Schlittschuhe doch wieder anzuziehen. Wie kam es zu dieser Entscheidung? Christian Ehrhoff: Ich habe gegen Saisonende in den Playoffs hier in der YAYLA Arena die Stimmung miterlebt und wieder lieben gelernt. Da ist das Feuer in mir entfacht worden und ich habe mir […]

Mark Thiel: Nach fünf Jahren ohne Eishockey hast du dich entschlossen, die Schlittschuhe doch wieder anzuziehen. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Christian Ehrhoff: Ich habe gegen Saisonende in den Playoffs hier in der YAYLA Arena die Stimmung miterlebt und wieder lieben gelernt. Da ist das Feuer in mir entfacht worden und ich habe mir gedacht, dass ich gerne noch mal Teil der Mannschaft wäre.

MT: Was hat deine Familie zu deiner Überlegung gesagt? Musstest du mit ihnen verhandeln?

 

„Verhandeln musste ich nicht“

 

CE: Verhandeln musste ich nicht. Ich habe natürlich mit meiner Frau zuerst gesprochen und ihr von meiner Idee erzählt. Sie hat mich sofort darin bestärkt und findet meine Entscheidung gut. Mit meinen Kindern habe ich auch gesprochen und gefragt, ob ich für Krefeld noch mal Eishockey spielen soll. Auch sie waren hellauf begeistert. Ich habe also die volle Unterstützung meiner Familie, die selbstverständlich auch sehr wichtig für ein Comeback ist.

 

MT: Kannst du einen genauen Moment ausmachen, der als Auslöser und Motivation für die Idee gilt?

CE: Der erste richtige Initiator war, denke ich, die Verabschiedung von Adrian Grygiel hier in den Playoffs, wo ich eigeladen war. Danach bin ich ja auch weiterhin privat hier gewesen und diese Idee, die im ersten Moment auch für mich verrückt war, ist immer weiter gereift. In den Osterferien habe ich dann die Entscheidung auch nach den Gesprächen mit meiner Familie gefasst.

Ich habe Peer (Schopp) dann eine WhatsApp geschrieben und gefragt, ob wir uns nach den Ferien mal zusammensetzen können. Wir haben uns dann getroffen und Peer wäre, glaube ich, fast vom Stuhl gefallen. Er war aber ebenfalls sofort begeistert von der Idee und wir haben zwei Tage später am 21. April, dem 20-jährigen Jubiläum der Meisterschaft, den Vertrag unterzeichnet.

MT: Peer als Hauptgesellschafter und Geschäftsführer ist die eine Instanz, der Trainerstab die andere. Wie waren dort die Gespräche und Reaktionen von Boris Blank und Herbert Hohenberger?

 

„Klare positive Signale“

 

CE: Ja, nach dem ersten Gespräch vor der Vertragsunterzeichnung haben wir mit den beiden gesprochen. Auch von dort kamen klar positive Signale. Wir haben uns unterhalten und festgestellt, dass es Platz für mich im Kader gibt. Sonst hätte ich das nicht gemacht. Wenn der Trainerstab das nicht gewollt hätte, hätte das keinen Sinn ergeben. Da war aber alles auf „Go!“ und das hat mich bestärkt.

 

MT: Du hast eine Menge guter Erinnerungen beim KEV. Die Meisterschaft 2003 und deine Rückkehr im NHL-Lockout 2013 fallen da als Erstes ein.

CE: Ich bin ja selbst als KEV-Fan großgeworden und habe den Aufstieg in die erste Liga 1991 live miterlebt. Ich hatte dann das große Glück, mit 17 Jahren Profi werden zu können. Die Meisterschaft 2003 war natürlich ein absolutes Highlight für die gesamte Stadt. Dass ich im Lockout 2013 noch mal ein halbes Jahr hier spielen konnte, war eine der schönsten Saisons, die ich mitspielen durfte. Wir haben sehr erfolgreich gespielt, die Stimmung war gut und wir waren zwischendurch ja sogar erster und konnten die längste Siegesserie jemals mit den Pinguinen aufstellen. Ich persönlich war da natürlich auf der Höhe meines Leistungsspektrums und es war ein gutes Gefühl in der Verfassung noch mal hier in Krefeld spielen zu dürfen. Jetzt freue ich mich, dass ich mein letztes Kapitel beim KEV neu schreiben darf.

MT: Du hast immer gesagt, dass du deine Karriere bei den Krefeld Pinguinen beenden möchtest. Nach deiner NHL-Karriere gab es jedoch zwei Jahre bei den Kölner Haien. Wie blickst du auf die Entscheidung heute zurück?

CE: Für mich ist es definitiv eine Chance, einen richtigen Abschluss zu finden. Ich wollte meine Karriere immer in Krefeld beenden. Nach zwei Jahren in Köln habe ich aber festgestellt, dass ich aufhören muss mit dem Eishockey. Damals war es auch die richtige Entscheidung. Jetzt ist aber das Feuer noch mal entfacht und ich freue mich, auf dieses neue Kapitel.

MT: Wie schätzt du die DEL2 ein? Konntest du dir ein Bild von der Liga machen? Was denkst du, wird euer Ziel sein?

 

„Die Meisterschaft sollte das Ziel sein“

 

CE: Letztlich geht es ja um die Zweitliga Meisterschaft. Die Meisterschaft sollte für jede Mannschaft das Ziel sein. Die DEL2 habe ich bisher nur von den Spielen hier gesehen. Insgesamt ist aber ein gutes Niveau. Der Sport hat sich in den letzten fünf Jahren ja auch weiterentwickelt. Der Abstand zur DEL ist im Vergleich zu früher geringer geworden. Darauf muss ich mich natürlich zu 100 Prozent vorbereiten.

 

MT: Wie sehen deine nächsten Wochen aus? Du startest ja zum Glück nicht bei Null, oder.

CE: Nein, aber körperlich ist es schon eine Herausforderung. Da muss ich alles geben. In meinem Alter ist es ein wenig schwieriger auf das Level zu kommen, welches ich brauche. Dessen bin ich mir aber bewusst. Ich habe mir zusammen mit unserer Athletiktrainerin im „CE10“ in Moers einen Plan gemacht. Wir sind ein paar Tests durchlaufen, um zu gucken, wo ich derzeit stehe. Jetzt werde ich sechs Wochen erst mal ein Aufbautraining machen, die zweiten sechs Wochen wird der Fokus eher auf Kraft-Ausdauer und Kondition liegen. Ich habe das Ziel, hier zum Trainingsbeginn Anfang August topfit zu sein. Aber auch die Technik muss ich trainieren. An meinen Händen arbeite ich derzeit schon wieder jeden Tag, um wieder das Gefühl rein zu bekommen.

MT: Was denkst du, welche Rolle du einnehmen wirst? Welche Reaktionen erwartest du von deinen zukünftigen Mittspielern und Freunden?

CE: Ich denke schon, dass erwartet wird, dass ich eine Führungsposition übernehmen werde und muss. Ich werde natürlich jetzt auch Gespräche mit Jungs wie Malla oder Weißi führen. Ansonsten rechne ich mit vielen Nachrichten von außerhalb. Einige ehemalige Weggefährten werde ich mit Sicherheit überraschen.

MT: Was wirst du von deinem Eishockey-Ruhestand vermissen?

CE: Ich weiß nicht, ob ich etwas vermissen werde. Das Leben als Profi-Sportler ist schon priviligiert und man kann sich auf seine Leidenschaft konzentrieren. Außerdem darf ich jetzt mittags wieder Mittagsschlaf halten. „Der Mittagsschlaf ist zurück!“ Das muss ich aber noch mit meiner Frau abklären.